Blick in den Spiegel – Jugendkulturpreis

Ausstellung des 1. Platzes des Jugendkulturpreises 2022/2023 zum Thema „Nachts Wach“

Wir hatten die junge und sehr talentierte Künstlerin Alica Bähr bei uns. Voller Freude haben wir ihr Bild »Blick in den Spiegel« angenommen und dürfen dies nun bis Mitte März bei uns ausstellen.
Mit ihrem Bild hat sie im Februar 2023 den Jugendkulturpreis gewonnen (Thema: nachts wach). Mit ihrem großartigen Werk möchte Sie auf die in Deutschland arbeitenden Prostituierten und deren gesundheitlichen Folgen, sowie deren häufigen Auseinandersetzungen durch schlimme Misshandlungen aufmerksam machen. Hinzu kommt die meist Nicht-Freiwilligkeit der Sexarbeiter*innen und die Gewalt der Freier auf diese. Durch die Legalisierung wissen Männer, dass sie ihre Gewaltfantasien legal ausleben können. Dies kann sich auch auf das gesamte Frauenbild der Männer beziehen, sodass eine Vergewaltigung an Frauen* nicht mehr weit wegzudenken ist. Immer wieder hört man in diesem Rahmen auch von Morden (Femizide) der Sexarbeiter*innen.
In einem Gespräch mit Alicia Bähr hat sie uns durch ihre reflektierte Betrachtung in Bezug auf geschlechtsspezifische Gewalt und der Abhängigkeit der Frauen in Anbetracht wirtschaftlicher Verhältnisse sehr beeindruckt. 
Wir freuen uns, ihr Bild ausstellen zu dürfen, da wir fordern, die Prostitution, welche auf Nicht-Freiwilligkeit ausgeübt wird, zu stoppen. Wir fordern auch in Deutschland das »Bündnis Nordisches Modell«, welches den Schutz der Prostituierten sicherstellt und die Freier sowie deren Zuhälter bestraft. Zudem werden Ausstiegshilfen angeboten, um den Menschenhandel, welcher sich durch Prostitution darstellt, und die Zwangsprostitution langfristig zu beenden. Eine „Freier-Studie« welche am 8. November 2022 veröffentlicht wurde, untersuchte in 8 Ländern (darunter auch Deutschland) die Meinung und das Wissen von Freiern, welche zu Prostituierten gehen. Schnell wurde ersichtlich, dass die Männer um die schlimme Lage der Frauen Bescheid wussten, aber es ihnen egal war, da Sie für diese »Dienstleistung« bezahlt haben. Siehe auch folgende Beispielkommentare der Freier: „Sie war gezwungen. Ich konnte es an ihrem Verhalten sehen: Sie hatte keinen Willen. Sie war da wie eine Sexmaschine. Ich hatte trotzdem mit ihr Sex, weil ich dafür bezahlt habe.“ „Es ist wie auf die Toilette zu gehen. Man stillt nur ein Bedürfnis“. (siehe: Männer in Deutschland, die für Sex zahlen – und was sie uns über das Versagen der legalen Prostitution beibringen, Hrsg: Farley M., Kleine I., Neuhaus K., McDowell Y, Schulz S., Nitschmann S.)
Es wird schnell und zudem für jeden (egal welchen Geschlechts) ersichtlich, dass Prostitution keine normale Arbeit ist, welche auf Freiwilligkeit durchgeführt wird. Es ist eine »Arbeit«, welche mit körperlicher, psychischer und physischer Gewalt einhergeht und mit vielen Langzeitfolgen (körperlich als auch psychisch) für die Betroffenen erfolgt. Zudem wird ein falsches Frauenbild verkörpert. Es signalisiert, dass Männer Sex mit einer Frau haben können, die ihn eigentlich gar nicht möchte. Dabei wird der Mann als Freier gesehen, der für seine »Ware« bezahlt, die Frau hingegen ist die Schlampe. Prostitution geht uns alle etwas an, denn die Freier sind unter anderem Chefs, Brüder, Väter, Ehemänner, Freunde und viele mehr. Wenn die Gesellschaft nun also weiterhin wegsieht, ist dies unterlassene Hilfeleistung!
 
Gerne könnt ihr euch bei uns das Bild von Alica Bähr bis Mitte März in unseren Räumlichkeiten ansehen. Wir würden uns über Rückmeldungen und einen Austausch über dieses sehr starke Gemälde freuen.